Brocken Hero – Über 316 km von Erfurt zum Brocken und zurück
An einem einzigen Tag, sozusagen von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, sollte an diesem Tag die Strecke Erfurt - Brocken – Erfurt über 316 km und 4100 Höhenmeter mit dem Rennrad absolviert werden.
Als Teilnehmer an dieser Tour muss man schon sehr ambitioniert sein und ein bisschen verrückt noch dazu. Aber das kann man den Vereinsmitgliedern wohl bescheinigen, manch einer hat in diesem Jahr bereits mehr als 5000 Trainingskilometer in den Beinen.
24 Anmeldungen von Vereinsmitgliedern und anderen Interessenten lagen vor, darunter sogar von einer Radsportlerin! Dieses gesteigerte Interesse an der Tour verlangte von den Organisatoren schon so einiges an Vorbereitung. Wir hofften auf besseres Wetter als im Vorjahr, in dem nur 6 verwegene Radler dem schlechten Wetter trotzten.
Gestartet wurde morgens um 6 Uhr auf dem Domplatz in Erfurt, nach der Begrüßung durch den Vereinschef ging es hauptsächlich auf Nebenstraßen in Richtung Harz. In Straußfurt begrüßten wir Daniela, die einzige Teilnehmerin des Pelotons. Sie wollte zumindest einen Teil der Strecke mit den Männern mitfahren.
Damit unterwegs auch genügend Energie nachgetankt werden konnte, bestückten unsere Betreuer um Susanne, Silke, Mathias und Mayk die Begleitfahrzeuge mit reichlich Proviant, von unserem Sponsor Goldhelm bekamen wir sogar extra gefertigte Schoko-Brocken speziell für die Auffahrt zum Brocken mit.
Für das 20-köpfige Feld verging die Hintour wie im Fluge, nach der ersten Verpflegung am Kelbraer Stausee begannen die ersten Harzausläufer, einen ersten „Brocken-Blick" hatten wir in Appenrode. Mit den Bergen zog sich das Feld auseinander, bergauf fuhr jeder sein eigenes Tempo. Unter den angemeldeten Radsportlern gab es doch den einen oder anderen jungen Heißsporn, der mit unserem Spitzenbergfahrer Stefan um das Bergtrikot bolzen wollte.
In Hohegeiß verpasste die Gruppe um Peter, Rico und Michael die richtige Abfahrt und fuhr auf anderem Wege hin zum Zwischenziel. Egal, alle Wege führen irgendwie nach Rom. Und so kam es, dass diese Jungs dann eher auf dem Gipfel waren als der eigentliche Spitzentrupp.
Nach und nach kehrten alle von der Brockenauffahrt zurück und ließen sich die Verpflegung am Hotel Hohenscheideck in Schierke schmecken. Schließlich war hier erst die Hälfte der Strecke geschafft, und auch der Rückweg hielt noch einige zu bewältigende Höhen bereit. Die Stimmung war prima, bisher waren alle gut in Schuss.
Vom Brocken her zogen die ersten Regenwolken hoch, es sollte leider nicht der einzige Schauer sein. Eigentlich gut, dass die Temperaturen nach der Hitzeschlacht in der Rhön zu Pfingsten wieder runtergegangen waren, aber musste es gleich so weit runtergehen?
Unter den Begleitern hatten wir erstmals einen Mechaniker, der dann auch mit einem Satteltausch nach Defekt ordentlich zu tun bekam. Danke Mayk, das hast Du richtig gut gemacht!
Auf der Rücktour wurde es rund um Braunlage nass und ungemütlich, entsprechend Vorsicht musste man auf den Abfahrten walten lassen.
Die Gruppe war nun nicht mehr so homogen unterwegs, der verlängerte Stopp am Brocken und einige Halts unterwegs ließen den Zeitplan um 1,5 Stunden schmelzen. Die Tour und das unterschiedliche Niveau in der Gruppe kosteten Kraft. Nach und nach wurde der Proviant geplündert, wir fieberten dem letzten Verpflegungspunkt entgegen. Unterwegs gab es trotz der Anstrengung eine Menge Teilnehmer, die sich an der wunderbaren Natur rund um die Strecke erfreuen konnten.
In Schlotheim wurde dann zur Nudelparty unterm Carport geladen, der Mutter unseres Vereinschefs und der Familie ihrer Schwester sei Dank! Welche Wonne, den nach ca. 260 km arg geschundenen Körper mit warmem Kaffee und leckeren Nudeln zu laben. Wegen des Zeitverzugs beschloss die Truppe, die letzten Höhenmeter an den Fahnerschen Höhen zu sparen und auf dem kürzesten Weg die Heimkehr anzutreten. Leider konnte Andreas wegen eines Raddefekts die letzten Kilometer nur im Begleitfahrzeug zurücklegen.
Den Ankunftsort Domplatz verlegten wir kurzerhand wegen des Trubels rund um das Krämerbrückenfest zum Gutenberg-Gymnasium. Dort kamen dann 18 zwar erschöpfte, aber auch glückliche Radsportler nach 315 km und 3600 hm gegen 21.30 Uhr ins Ziel. Für einen Großteil der Truppe waren es die ersten 300 km am Stück auf dem Rad.
Das Begleitteam war froh, alle unversehrt ins Ziel gebracht zu haben und beglückwünschte alle Teilnehmer mit einer Urkunde, einem Plakat sowie einer Goldhelm-Schokolade. Wenn die nicht hilft beim Wundenlecken!
Wir gratulieren allen Teilnehmern zu dieser fantastischen Leistung, Ihr seid ALLE Brocken Heros! Mögen die Eindrücke der Tour lange in Euch nachwirken.
Ein großes Dankeschön geht an das Begleitteam, ohne Euch wäre die Veranstaltung nicht möglich gewesen!
Unterstützung bekam der Verein von:
der Goldhelm Schokoladenmanufaktur
der Marmann Bau GmbH
der topdev GmbH
Stempel Turtschan und
Velosport Kühn.
Wir danken von Herzen, dass Ihr mit Sach- und Geldspenden zum guten Gelingen beigetragen habt!
Eure Silke
Und hier noch ein Alternativbericht aus der Perspektive der Führungsgruppe. Köstlich, sag ich nur! Olli Welke hätte es nicht besser beschreiben können:
Der Brockenhero 2014: Spannend – Überragend – Legendär
Am Samstag machte sich der Tobias mit dem topdev-Team und einigen anderen Radverrückten zu einer Rundfahrt von Erfurt zum Brocken und zurück zur Thüringischen Metropole. Die Geschichte war recht simpel: 320 km bei knapp 4000 hm. So wenig, wie ich mich bei solchen Aktionen mittlerweile ernst nehme, dürfte auch der Rest aus dem Peloton wenig mit dem Otto-Normal-Radler gemein haben – 320 Latten, dazu der Aufstieg zum Brockenmountain und den ganzen Spaß zurück…Und dass es nicht nur eine Spaßveranstaltung sein sollte, zeigte sich recht früh…
Nun denn, mal von Anfang an: Ich machte mich früh um 5 Uhr bereit, um irgendwie im Halbschlaf den Domplatz zu erreichen (man man man, ist um die Uhrzeit wenig los…). Die 3 studentischen Vertreter der Truppe – Alex, Martin und meine Wenigkeit – waren sich schnell einig: Absolut keine sinnvolle Startzeit für uns, dem Rest des Feldes schien es fast schon zu spät zu sein. Die Müdigkeit war schnell raus, als sich das Feld in Bewegung setzte. Kaum dem journalistischen Andrang und vielen Fragen nach Ausreiserversuchen, Bergspezialisten und Rolleuren gewachsen, galt der Rennleitung größte Aufmerksamkeit: Vereinschef Thomas. Die Teambegleiter zeigten schon früh organisatorisches Talent, klare Ansagen und hervorragende Motivations- und Organisationsfähigkeiten. Und schon rollte der Laden! Gesichert im Hauptfeld ging es die ersten 20 km aus der Landeshauptstadt hinaus. Im Übrigen: Auch die zu umkurvenden leicht alkoholisierten Krämerbrückenfestüberlebenden dürften die Startzeit von 6.00 Uhr ähnlich wie die studentische Abteilung beurteilt haben. Chef Thomas führte das Peloton souverän von vorn an, wir taktischen Füchse waren noch in the middle of the field. Noch war das Peloton ruhig, keine Ausreißerversuche, keine hektischen Reibereien und schöne Führungsarbeit aller Beteiligten. Auch die Führungsfahrzeuge und Betreuer waren stets auf Ballhöhe und hielten den Laden am Laufen. Kollege Piegsmään – kreuzgefährlicher Berghecht und auch ansonsten angsteinflößend in seiner brachialen Radgewalt, dessen Name aus Furcht nur hinter vorgehaltener Hand in den dunkelsten Ecken des Feldes geflüstert wurde – war stets vorn dabei und von uns unter strikter Bewachung.
Es ging gut, aber angenehm voran, knapp 30er Schnitt im Gegenwind, die wenigen Landschaftsblasen im Thüringer Becken waren schnell gefressen dank starker Rolleure vorn dran, erste Gespräche im Peloton waren vernehmbar (Wahrscheinlich ging es um taktische Fragen….) – bis zur ersten Pinkelpause! Dieses Ritual, was uns gefühlte 234232-mal an diesem Tag begleitete und den Rhythmus nicht selten rausnahm, wurde genauso routiniert gemeinsam erledigt, wie das Fahren im Feld. Schon bald rückte der Kyffhouses ins Blickfeld, dessen Anblick nun auch den letzten Studenten wachrüttelte. Immerhin, es war nun schon ein angenehmer Morgen mit einigen wärmenden Sonnenstrahlen. Der Col du Kyff, legendärer Anstieg, der immer bei der Thüringen Rundfahrt geknackt werden muss, wurde vom Peloton gekonnt umfahren. Das war tatsächlich auch gar nicht so verkehrt, sollte doch noch so einiges auf uns zukommen. Piegsmään nach wie vor unter Beobachtung, noch unauffällig im Peloton ohne Fluchtversuche, auch die sonstigen Geheimfavoriten blieben im Dunkeln. Auch die Rennleitung Silke, Susanne und Co. überzeugten mit unaufgeregter Führung des Feldes aus dem Fahrzeug und schließlich mit der ersten Verpflegungspause in Kelbra. Der all inklusive Festschmaus mit Kuchen, Kuchen und Kuchen, aber auch Obst, Gemüse etc. war hervorragend! Dazu der Stausee – überragendes Urlaubspanorama, gefühlt wie am Mittelmeer!
So lange hat sich die Truppe nicht hofieren lassen: Es ging weiter mit 5 kg Zusatzgewicht im Magen! Das welligere Terrain provozierte erstes taktisches Geplänkel, aber flüchten wollte keiner. Das jeweilige Führungspersonal sorgte eindrücklich dafür, dass sich an der Spitze nicht zerschossen wird. War wohl auch besser so… Die ersten Blicke zum Brockenmountain – mittlerweile schon über 100 km in den Beinen und auch der Letzte war nun aufgewacht, Herr Kollege Mucke (!) – ließen den Angstschweiß des Feldes förmlich riechen.
So langsam ging es endlich in die Anstiege und raus aus dem Wind. Die Rennleitung schwenkte die grüne Flagge und damit war die Bergeskalation freigegeben. Wie sollte es anders sein: Hohegeiß, 250 hm mit 6-7%, dem Großteil des Feldes vollkommen unbekannt, wurde rundum zügig angegangen. Nun denn, topdev übernahm dann doch recht schnell das Ruder und legte ordentlich Druck in die Pedale, das Feld zog sich auch schnell auseinander. In meinem jungen unbedarften Eifer startete ich die erste Flucht, das Peloton zeigte sich aber nach wie vor routiniert unaufgeregt, schlicht taktische Finessen, wie sich später herausstellen sollte. Piegsmään, Ikea-Rad-Martin, Maglia-Rosa-Alex und Carbon-Andreas ließen mich nicht ziehen, ab Mitte des Anstiegs hatte Alex das Loch zugefahren – das sollte noch oft passieren (!) – und es ging zu fünft satt nach oben. Piegsmään im dicken Gang vorn dran (er hat geschwitzt!), der Rest Rad an Rad hinterher! Attacken wollte keiner starten, lag doch noch einiges vor uns und hatte jeder seinen Puls und den wartenden Anstieg zum Brockenmountain im Auge. Das Renngeschehen im Peloton war nun mittlerweile schwer zu überblicken.
Am Cap angekommen leichte Irritation, wo es langgeht, 20 Höhenmeter umsonst gefahren, unnötig Kräfte für die HC-Bergwertung verballert – letztlich aber wieder souverän von der Rennleitung gelöst. Die zweite Gruppe am kleinen Gipfel war allerdings verschwunden. Taktische Füchse die Jungs, haben sich verfahren und waren doch schneller am Gipfel als der Rest des Feldes: Passiert, der Rest hat sich 15 Minuten gesammelt, die Rennleitung nach wie vor souverän und abgeklärt – es sollte weitergehen und die (ungewollte) Fluchtgruppe wusste, sich den Weg zum Brockenmountain selbst zu erschließen. Auch Lance Amstrong hatte bei der Tour de France schon falsche Wege eingeschlagen…
Nach kurzer gemeinsamer Passage im noch verbleibenden Peloton waren die kommenden 15 km, davon 10 km reiner Anstieg zum legendären Brockengipfel bei ca. 5% (knapp 500 hm), von der Tourführung freigegeben. Was hätte nicht alles historisch Interessantes über den Brocken bei der Auffahrt erzählt werden können – Eurosport war leider nicht dabei und wir hatten keine Nerven dafür. Bis Schierke zeigten sich Carbon-Andreas und Martin mit seinem Ikea-Bausatz-Rad stark in der Führung. Tatsächlich hatten wir bis zum Gipfel Gegenwind, was noch einiges an Körnern rauben sollte. Kurz vor Schierke musste ich an die Spitze der fünfköpfigen Ausreißertruppe – Piegsmään noch unauffällig hinten dran, zumindest bis zur Zollschranke in Schierke. Jetzt ging so langsam die Post ab und der Spaß war vorbei. Maglia-Rosa-Alex zeigte sich nun erstmals auffällig stark ganz vorn, leider ziemlich sinnlos für den Rest, weil der 60 kg Spargel bei 1,90 m wenig Windschatten bietet. Man hatte das Gefühl, es wäre sogar noch mehr Wind dahinter! 500 Meter Führungsarbeit und Alex fällt raus, Piegsmään zeigt sich endlich und wird die Führung die nächsten 6 km nicht mehr aufgeben. Carbon-Andreas, der bereits frühzeitig seinen High-End-Ultra-Light-Sattel aufgrund eines Schadens gegen ein anderes, mind. 8 kg schwereres Modell tauschen musste, konnte die Geschwindigkeit der Lokomotive vorn nicht mitgehen, auch Alex hatte seiner Führungsarbeit im Wind Tribut zu zollen. Ich und der Ikea-Fahrer waren noch im Rennen, wenngleich die Pulswerte – sagen wir – interessant waren. Bis zur 900 hm Marke konnten wir das Hinterrad halten, dann war Ende im Gelände. Legendär, wie sich Martin mit seinem Bausatz zerschossen hat, um Piegsmään noch zu halten – der war aber weg und konnte seinen Vorsprung ausbauen! Nun galt es, die dramatische Situation zu meistern und den zweiten Platz zu sichern. Unfassbar, wie Maglia-Rosa-Alex uns nun noch einholte, Andreas hat der schwere Sattel einfach zu viele Körner gekostet, da war Ende im Gelände. Alex konnte ich noch halten, Martin war mittlerweile nach hinten verschwunden, das neongrüne Rad war nicht mehr zu sehen, meine Augen erholten sich! So langsam machten sich die Oberschenkel bemerkbar, dazu der Gegenwind (hinter Alex war faktisch vor Alex…) und die Wanderer und sonstigen Radfahrer trieben mich nicht gerade nach oben, obwohl wir richtig viele überholten. Schade, anstatt im Weg rumzustehen wäre dort eine Tour de France Atmosphäre möglich gewesen – aber wir sind ja in Deutschland, ich vergaß! Piegsmään war tatsächlich noch in der Ferne zu sehen, auch der hatte ja Gegenwind und die People im Weg (so zumindest meine Theorie…). Maglia-Rosa-Alex zeigte sich als Fuchs: Hatte er unten noch reißen lassen und Körner gespart, attackierte er jetzt in unwiderstehlicher Unterlenkerhaltung gepaart mit Wiegetritt an einer der steilsten Rampen – ja, so isser der Gute – lautlos aber eiskalt! Da war nix zu holen für mich, reißen lassen, neongrünes Rad war auch außer Reichweite, alles gut! Der Anstieg zog sich doch ziemlich und machte nun auch nervliche Sorgen. Nicht, dass wir Erzgebirgler Berge nicht kennen, ganz im Gegenteil, da wird wesentlich mehr an Höhenmetern und Längen gefahren, aber die Geschichte war auf den letzten Metern schon bitter. Piegsmään und Maglia-Rosa-Alex waren oben, ich hatte zum Führenden etwas über eine Minute verloren, Martin 15 sec hinter mir, Andreas mit seinem schweren Sattel kam auch kurz darauf als tragische Figur des Anstieges ;) Insgesamt war das eine klasse Auffahrt und gute Teamarbeit auf den ersten Kilometern – Glückwunsch an Piegsmään und Alex, klasse Leistung!
Kalt und wolkig war es da oben, also ging es schnell wieder runter. Die Abfahrt war – wie sollte es anders sein – von Wanderern gespickt und auch der Rest des Pelotons war schon kurz vor dem Gipfel, klasse, was da geleistet wurde. In Schierke waren dann erst mal 20 Minuten Ruhepause angesagt und die taktischen Füchse der falsch gefahrenen Truppe aus Hohegeiß waren auch schon da und erwarteten uns freudig. Auch hier: Klasse Verpflegung, das Gesprächsthema waren die Bergauffahrt, Attacken und Zeiten. Piegsmään hatte noch den Liveticker der Fahrt für die zu Hause Gebliebenen zu bedienen. Legendär!
Nachdem sich alle wieder eingefunden hatten, sollte es zügig weitergehen. Wir hatten schon Angst um Martin, der plötzlich bei der Abfahrt weg war und ewig nicht nachkam. Entweder sein Bausatz-Rad hatte etwas verloren (vielleicht das neongrün?), oder er leitet die Wetterstation auf dem Brockenmountain, so waren zumindest unsere Vermutungen – nichts dergleichen: Ihm war unsere Auffahrt „zu schnell" und er wollte nochmal die letzten 2 km in Ruhe fahren?! Auch gut…Großartig! Es ging nun zurück, ich hatte eigentlich wirklich gedacht, dass die topdev-Truppe blufft und nun einen Bus zur Rückreise nach Erfurt bestellt habe. Dem war irgendwie nicht so…Wie dem auch sei, wir hatten Rückenwind, leider fing es an zu regnen und hier war doch etwas Vorsicht geboten. Es galt noch einige kleinere Anstiege (immerhin mit 200+ hm) zu bestehen, die vorn nun deutlich ruhiger angegangen wurden, das Feld zog sich trotzdem auseinander und man spürte so langsam, dass jeder mittlerweile 200 km in den Beinen hatte. Die Pausen wurden länger, das Peloton löste sich auf, aber das Wetter wurde besser. Die Rennleitung zeigte sich gewohnt routiniert und sorgte dafür, dass keiner verloren geht oder flüchtet. Dennoch, an so manchem Berg wurde sich nach wie vor duelliert – vorn dran die üblichen Verdächtigen: Piegsmään, Maglia-Rosa-Alex hat wieder viele Löcher gestopft, Martin so langsam satt, Carbon-Andreas konnte man mittels Schaltungsgeräusche aus hundert Metern hören, aber plötzlich zeigt sich erstmals Peter angriffslustig und setzt kurze Nadelstiche! Legendäre Antritte – Ja, da zeigt sich die Routine, die uns wahnsinnigen Jungbrunnen noch fehlt. Zurückgesteckt hat keiner, mitgegangen wurde immer, trotz schwerer Beine – ein Radfahrerphänomen, das uns alle begeistert!
Obwohl das Peloton nun deutlich spürbar nicht mehr so rund und flott wie zu Beginn pedalierte und sich die Pausen mehrten (fast hätten wir noch einen Sportfreund verloren, der sich entleeren musste) war die Fahrt zur heiß ersehnten großen Verpflegung mit Nudeln, Brötchen und allem, was man sich nur wünschen kann, schnell geschafft. Endlich konnten auch die Teamleader mal etwas entspannen! Das Essen war köstlich, alle sind gesund und motiviert angekommen. Leider musste Carbon-Andreas nochmals die Nachteile des Leichtbaues verkraften und aufgrund eines Defektes aus dem Rennen genommen werden. Bitter, bitter, bitter! Ein Zugpferd weniger und die tragische Figur dieses Rennens…Ganz klar heißer Anwärter auf das Trikot des aktivsten Fahrers, trotz seiner Defekte!
Nach der Rast ging es nun wieder spürbar flotter in Richtung der thüringischen Landeshauptstadt, mit Rückenwind und passagenweise weit über 30 km/h wurde der Schnitt nochmal optimiert. Pünktlich zur Dämmerung erwartete das Peloton schon die Presse, Fans stürmten auf die Strecke und wir hatten es endlich geschafft. Anstatt des gelben, grünen und gepunkteten Trikots gab es Schokolade, Poster und Urkunden für jeden einzelnen Bro©kenhero! Auch diese Überraschung war super!
Abschließend: Vor allem allen, die diese Kilometerzahl und Höhenmeterzahl erstmals gemeistert haben, einen riesen Respekt! Es war ein wunderschöner Tag, ein sehr flottes Feld mit schönen Gesprächen, vielen eindrücklichen Momenten und einer außerordentlich engagierten und professionellen Betreuung in allen Belangen! In diesem Bericht mag die eine oder andere Übertreibung sein, das eine oder andere sollte auch nicht zu ernst genommen werden – es war wunderbar! Danke an alle Beteiligten, OrganisatorInnen, VerpflegerInnen. Und das wichtigste: Alle sind gut und gesund angekommen ;)
Euer Tobias S.