Pfingsten fahren wir in Bimbach - schon seit Jahren
Jedes Jahr zu Pfingsten fallen sie wie Heuschrecken ein in das kleine beschauliche Örtchen Bimbach in der Rhön: 2000 Radfahrer aus nah und fern und verdoppeln somit die Bevölkerung in Bimbach. Und wir tun es ihnen schon seit Jahren nach. Zum Glück hatten wir uns gleich am ersten Tag nach Veröffentlichung der Ausschreibung um einen Startplatz bemüht, ansonsten hätten wir keine Chance gehabt.
In diesem Jahr sollte es ein neues Highlight geben: Bimbach 400. Diese Auszeichnung erhält jeder, der am Samstag und am Sonntag zusammen 400 km absolviert hat. Na das war ja was für unsere Jungs! Damit die Kraft auch für die letzten Kilometer am Sonntag noch reicht, haben sich Elke und Silke völlig „uneigennützig“ zur Verfügung gestellt, um am Samstag über 155 km das gefahrene Tempo niedrig zu halten. Leider hatten wir auch zu Pfingsten kein Glück mit dem Wetter, am Samstag war es mit 8 Grad nur kalt und windig, am Sonntag kamen dann noch heftige Regengüsse, Hagelschauer und heftige Windböen hinzu. Die 36 Grad 2014 mussten es nicht wirklich sein, aber gleich 20 Grad weniger? Womit hatten wir das nur verdient??
Wir beiden Mädels hatten am Samstag echt Mühe, die sich ständig vor uns auftürmenden Höhenzüge hochzustrampeln. Die Kälte kostete jede Menge Kraft und irgendwann hatten wir mit Thomas und Falk nur noch 2 treue Begleiter, die uns Windschatten spendeten, motivierten, versorgten, aufmunterten und uns auf den letzten Kilometern förmlich ins Ziel trugen. Vielen Dank, Jungs, wenn Ihr auch nur im GA1-Bereich unterwegs wart, uns hat die Tour die letzten Körner abverlangt!
Im Ziel angekommen gings dann zum Abholen der Startunterlagen für Sonntag. Und dann der Schock für Thomas: Sein Rad hatten auf dem Oberrohr 2 deutlich sichtbare Risse, und das ohne äußere Einwirkung! Was für ein Drama! Auf dem Platz hatte die Firma Specialized ihre Zelte aufgebaut und hatte Rennräder am Start, die keine Wünsche offenließen. Und dann das Schild: Testräder. Na wenn das kein Angebot war. Also Thomas hin mit seinem kaputten Rad und angefragt. „Mit dem Rad würden wir auch nicht mehr an den Start gehen.“, waren die Worte der Jungs und ein Einsehen, dass so jemandem geholfen werden muss. Gegen Abgabe des Ausweises bekam Thomas dann DIE Waffe in die Hand: Ein S-Works Venge mit Roval Vollcarbonfelgen, elektronischer Schaltung und und und. Einem normalen Menschen darf man den Preis von so einem Rad gar nicht nennen, der versteht es nicht, wie man zum Preis eines PKWs immer noch treten muss und das auch noch gut findet… Thomas jedenfalls fand es mega, denn er konnte 258 km lang Technik, die begeistert, austesten. Der Stachel saß, denn leider musste er dieses tolle Rennrad wieder zurückgeben. Ein ganz herzliches Dankeschön an die Jungs von Specialized, die dies völlig unkompliziert möglich gemacht hatten!
Aber zurück zur Tour: Die Jungs hatten es wirklich schwer bei diesen Wetterbedingungen. Jeder Verpflegungspunkt wurde genutzt, um Energiereserven wieder aufzufüllen. 258 km, und das in der Rhön, wo es ständig bergauf und bergab geht, sind lang. Aber auch diesen Wetterbedingungen wurde noch etwas Gutes abgerungen: Hagel prallt ab vom Körper, man wird also nicht nass dabei… Na ich weiß ja nicht.
Leider hatte Radsportfreund Stefan, der sehr stark in der Führungsgruppe unterwegs war, Pech. Bei einer Berührung mit dem Schnellspanner eines Mitfahrers kam er zum Sturz und die schöne Lightweight-Felge war hin. Bei so einer aussichtsreichen Position ist das schon bitter. Zum Glück gabs „nur“ einen Materialschaden, aber für ihn war das Rennen (welches natürlich nie eines ist, ist ja ne RTF) damit zu Ende. Als erster von unseren Jungs kam Michael gegen 16.45 Uhr glücklich ins Ziel. Sehr stark gefahren, Micha!
Später dann kamen Pierre und Falk und gegen 18.30 Uhr – nach 12,5 Stunden Fahrzeit! - dann auch endlich Thomas und Thomas (der mit der Waffe) sowie Micha K. unversehrt ins Ziel. Wir Frauen hatten schon echt Bange, so lange mussten wir in Bimbach noch nie warten. Aber Jungs, Ihr könnt sicher sein, wir hätten auch noch länger gewartet.
Ganz liebe Episode am Ende: Unsere Vermieterfamilie war schon sehr in Sorge, als wir gegen 20 Uhr endlich ins Quartier kamen. Eigentlich wollten wir nur noch schnell duschen und dann ab nach Hause, aber nein, das durften wir nicht: „Ihr seid doch viel zu kaputt!“ Also nahmen wir das nette Angebot für eine weitere Übernachtung an und fuhren morgens ganz entspannt nach einem netten Frühstück nach Hause. So verbünden sich also Einheimische mit uns Radsportverrückten und werden zu Freunden. Vielen Dank, Familie Hornung, für diese tolle und nette Geste! Wir hoffen, uns hier in Erfurt mal revanchieren zu können und kommen natürlich im nächsten Jahr gern wieder. Denn zu Pfingsten sind wir in Bimbach!
Eure Silke