Mitte Mai ist ein Herzenswunsch einiger unserer Vereinsmitglieder wahr geworden. Diese wünschten sich nämlich eine Rennsteigüberquerung mit dem Mountain Bike. Als glückliche Fügung in diesem Zusammenhang ergab sich, dass unser neues Vereinsmitglied Gerrit
1. den Rennsteig kennt wie seine Westentasche,
2. mit seinem Mountainbike umgeht wie so mancher Klaviervirtuose mit seinem Instrument,
3. als Fahrradmechaniker vor Ort gleich selbst Hand anlegen konnte (was sich später als ein Segen erwies) und
4. über seinen Skiverein genau in der Mitte des Rennsteigs eine günstige Übernachtungsmöglichkeit organisieren konnte.
Da Gerrit sich gleich bereit erklärte, den Reiseführer zu machen, war die Sache schnell organisiert, nämlich als "entspannte" 2-Tages-Tour. 9 Leute meldeten sich, um auf dem schönen Rennsteig, abseits der asphaltierten Straßen, mal mit einem anderen Gefährt unterwegs zu sein.
Am Samstagmorgen um 6 Uhr (buh, schon wieder so früh!) trafen sich alle in Erfurt auf dem Bahnhof, um das Gepäck zu Silke ins Auto zu übergeben. Mit dem Zug ging es dann nach Blankenstein zum Rennsteig-Einstieg.
Die ganze Woche über waren die Wettervorhersagen eine Katastrophe, stellenweise wurden sintflutartige Regengüsse vorausgesagt, 2 dieser Güsse trafen auch unsere Männer. Neuling in der Truppe Tim fühlte sich etwas "einsam", deshalb hatte er sich Verstärkung in Form der Defekthexe mitgebracht. 3 Schäden an seinem Rad brachten die Truppe immer mal zum Stoppen, böse Zungen behaupteten, auf einem rollenden Reparatur-Workshop unterwegs zu sein. Dummerweise waren auch Gaststuben auf der Strecke bei diesem Wetter nicht wirklich auf Gäste eingestellt, und so kam es zu der einen oder anderen "Versorgungslücke" unter den Fahrern. Carsten konnte aus familiären Gründen nur die erste Etappe mitfahren und wurde durch Begleitschutz Bernd, der sich ebenfalls sehr gut in der Gegend auskennt, zum Bahnhof gebracht. Dieser stieß dann später wieder zur Truppe dazu.
Die Jungs waren nach ca. 100 km froh, endlich an der Skihütte in Allzunah anzukommen. Dort warteten schon Fuchs und Hase sowie Thomas, Silke und Blue mit einem bollernden Kachelofen, mit Kaffee, Kuchen und 2 "Planquadraten" Gerstensaft.
Nach dem Schließen der Versorgungslücken kam dann so richtig Ferienlagerstimmung auf: Die Doppelstockbetten wurden bezogen, die Klos sparten an einer Spülung und das Wasser kam, statt aus der Wand, eimerweise aus dem Brunnen. Was halfs, der Dreck musste ab! Und so schütteten sich die ganz Hartgesottenen das kalte Wasser über den Kopf, Naturbursche Gerrit vornweg.
Am Abend ließen wir uns im Gasthaus Bunkerkeller so richtig verwöhnen und schlugen uns die Bäuche voll. Später ging es dann noch an die Bewältigung der beiden "Planquadrate", aber lange dauerte es nicht, da wurde es still im Lager. Eins war klar: 100 km auf der Straße sind nichts gegen 100 km im Gelände, und morgen sollte es ja auf Etappe 2 gehen.
Am Morgen pünktlich um 6 Uhr wurden wir durch Blue geweckt, die, wie jeden Morgen, fast schon am Verhungern war. Gemeinsam bereiteten wir uns ein sehr leckeres Frühstück und schafften die Basis für Teil 2 der Strecke. Getreu dem Spruch "Viele Hände schaffen ein schnelles Ende" machten wir uns ans Aufräumen und um 9.30 Uhr war Start für den 2. Streckenabschnitt entlang des schönen Rennsteigs bis nach Hörschel. Trotz düsterer Wolken und Schlamm von unten blieben den Jungs weitere Regengüsse heute erspart. Trotzdem blieb keiner sauber und natürlich zog Sportfreund Tim auch noch einen weiteren Defekt aus der Hexentasche.
Ab Eisenach setzten sich die Männer in den Zug und wurden am späten Nachmittag zwar völlig verdreckt, aber glücklich, von Silke am Bahnhof in Empfang genommen.
Alle waren sich einig: Das machen wir mal wieder!
Und den Dreck konnte man ja nun getrost im gemütlichen Badezimmer mit warmem Wasser aus der Wand abbekommen.
Ach, eh ich´s vergesse: Ich fühlte mich ein wenig wie Schneewittchen im tiefen Thüringer Wald, die mit 9 Männern die Nacht verbringt. Es war mir eine Ehre!

Eure Silke