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Mein sportliches Highlight 2019 - Der Ötztaler Radmarathon

Nach 3 vergeblichen Anmeldungen hatte ich dieses Jahr ein garantiertes Startrecht. Nach 2009, 2013 mit jeweils identischer Finisher-Zeit von 11h54min nun also zum 3x. Auf dieses Event habe ich mich 10 Monate lang vorbereitet. Über 8000 km mit allen Höhenmetern in 330 Stunden habe ich dafür investiert. Im Winter ging es Laufen und mittwochs immer in den Sportpark zum topdev-Spinning. Daheim half mir Zwift, die Rollenstunden nicht allzu langweilig werden zu lassen. Im Frühjahr lernte ich Daniel und Philipp vom Speedville-Blog kennen. Philipp erstellte mir einen Trainingsplan, an den ich mich akribisch, aber nicht sklavisch gehalten habe. Mit einigen Pfunden weniger und nun auch mit Wattmesser unterwegs habe ich mein geheimes Ziel bei der 3. Teilnahme nie aus den Augen verloren:

"Den Ötztaler viel besser als 2009 und 2013 in deutlich unter 11h zu finishen."

Dieses Ziel habe ich zum größten Teil für mich behalten. Ich wollte mich nicht unnötig unter Druck setzen. Ich brauchte einen perfekten Tag. Und er kam.

Die Anreise gestaltete sich noch etwas holperig. Mein Rad sollte Mittwochabend noch schnell bei Bachus-Bike superleichte Zipp202 angezogen bekommen. Bei der Montage der Schock. Das Chorus-Schaltwerk war hinüber. Keine Spannung mehr auf der Kette. Also Schaltwerk über Nacht bestellt und Donnerstagmittag war dank Christian alles tiptop.

Eingecheckt habe ich im Waldcafe Sölden. Ein kleines und sehr nettes Hotel zum Wohlfühlen. Dennoch habe ich für den Renntag und die Tage davor eingekauft, um einfach die bewährten Dinge dabei zu haben. Ohne Rote Beete-Saft, Haferflocken und Hafermilch fahre ich nirgendwo hin ;)

Der Tag begann bereits um 4:00 Uhr. Geschlafen habe ich mehr schlecht als recht. Frühstück gab es auf dem Zimmer und dann 4:45 Uhr noch kurz im Frühstücksraum des Hotels. Einige verwunderte Blicke gab es schon bei meiner Tasse Kaffee und dem halben Brötchen.

5:45 Uhr stand ich im stetig voller werdenden Startblock. Thomas kam auch dazu und so verging auch die Zeit bis zum offiziellen Kanonenschuss wie im Flug. Auf dem Weg hinunter nach Ötz wollte ich nichts riskieren, sondern einfach mit der Meute rollen. Bei 11 Grad war es trocken und windstill.

Nach 30 km und 38min fing in Ötz der Ötztaler richtig an. Meinem Pacing folgend, blieb ich im Schnitt bei 80% meiner FTP und kurbelte somit noch relativ entspannt die ersten 1200 Hm auf das Kühtai. Überholt wurde ich hier noch des Öfteren. Auf dem Kühtai war ich vorbereitet. Die eine volle Flasche war bis dahin leer getrunken. In der anderen Flasche war schon das Iso-Pulver. Schnell die andere befüllt, Wasser drauf, Weste zu, Ärmlinge hoch und ab ging die wilde Fahrt.

Man kann hier locker Geschwindigkeiten jenseits der 100 km/h erreichen. Ein sehr schmaler Grat zwischen Irrsinn und Vernunft. Ich entschied mich für die Vernunft und kam gut im bereits vorgewärmten Innsbruck an. Ich hatte Glück und fand eine gute Gruppe. Dachte ich. Schnell wurde ich nach vorn durchgereicht. Keiner wollte dann mehr führen und so zog ich knapp 200 Fahrer hinter mir her. Das Pacing stimmte, dennoch wollte ich nicht unnötig Körner verlieren und ließ mich demonstrativ zurückfallen.

Der Brenner ist ein recht flacher Anstieg, aber mit 36 km recht lang. Er hat aber auch 2 Steilstücke am Anfang und am Ende. Mit durchschnittlich 65% fuhr ich den Brenner ganz gesittet hoch. Auf der Passhöhe hatte ich eine längere Pause geplant. Depotstelle angefahren, sofort den Beutel bekommen. Ärmlinge und Weste rein. Riegel, Regenjacke und Iso ins Trikot – nach 5 Minuten saß ich wieder mit vollen Flaschen auf dem Rad.

Den Jaufenpass habe ich als Ekelpass in Erinnerung. Kein Flachstück, immer schön 15km mit 8% nach oben. Dieses Mal hat er richtig Spaß gemacht. Mit 75-80% konnte ich hier ganz ordentlich hochfahren. Die ersten Mitstreiter suchten Schatten und machten Pausen. Überholt hat mich ab hier keiner mehr.  Auf der Passhöhe war ich erst 6h25min unterwegs. Geplant waren hier 7h. Ich lag also super in der Zeit. Schnell die Flaschen vollgemacht, Riegel rein, Windjacke an und dann ging es schon ab nach St. Leonhard. Hier waren es auf einen Schlag 33 Grad. Ich war sehr froh, bis auf die Windjacke für die Abfahrten keine weiteren Klamotten dabei zu haben. Manche hatten hier noch ihre Beinlinge und langen Trikots an.

Nun folgte der letzte Berserker. Das Timmelsjoch mit seinen 28 km und 1700 Hm. Hier wurden meine Bedenken wahr, dass die 34/29-Übersetzung hinten raus hart werden könnte. Bis Moos konnte ich noch ganz gut meine 75% fahren und dann musste ich mich immer wieder ermahnen, weil die Leistung nicht mehr ganz so locker aus den Beinen kam. Die Müdigkeit in den Muskeln kann man eigentlich nur noch mit Cadence retten. Mit 29 Zähnen ein sehr schwieriges Unterfangen. Kurz vor Schönau traf ich einen Sportler aus der Triathlon-Hochburg Roth. Er fuhr mein Tempo und so ging es bis nach Sölden gemeinsam weiter. Gesprochen haben wir kaum, dafür im Tempo abgewechselt. Darüber war ich sehr froh, da ich dabei war, meinen Flow zu verlieren. Auch zwickte es bereits bedenklich in den Oberschenkeln. RedBull aus dem Hahn weckte dann in Schönau die letzten Geister und nach knapp 50min fuhr ich durch den Pass-Tunnel. Mein Garmin zeigte 9h45min. Mit den kleinen Pausen wähnte ich mich bei knapp 10h Brutto-Fahrtzeit. Von der Zeitmatte am Timmelsjoch sind es knapp 30min bis runter nach Sölden. Die Abfahrt war unbeschreiblich, auch weil ich so langsam realisierte, mein Ziel zu schaffen. Nach den steilsten Stellen gab ich noch mal alles in Unterlenkerposition. Sölden war in Sichtweite und kurze Zeit später rollte ich überglücklich nach 10h32min vor die Freizeitarena.

 

Was bleibt: Sehr schöne Tage in Sölden. Ein perfekter Renntag, an dem alles aufging. Ich habe rausgeholt, was ging. Bestimmt hätte ich am Timmelsjoch etwas schneller mit einer anderen Übersetzung sein können … hier habe ich doch noch etwas Zeit liegen lassen. Vielleicht wären dann sogar knapp 10h drin gewesen. Was soll´s. Nach 3 Teilnahmen habe ich erstmal meinen Frieden mit dem Ötztaler gemacht. Vielleicht komme ich mal wieder, vielleicht aber auch nicht. Außerdem ruft die Agenda 2021, denn die Transalp wollte ich schon immer mal fahren ;)

 

Euer Thomas B.

 

 

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Steckbrief

Ötztaler Radmarathon
01.09.2019
Rennen über 238 km und 5500 hm
über die 4 Pässe:

  • Kühtai
  • Brenner
  • Jaufen
  • Timmelsjoch

3 Teilnehmer:

  • Jan 9:22 h
  • Thomas B. 10:32 h
  • Thomas St. 12:28 h

Wir gratulieren zu dieser tollen Leistung!

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