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Wenn der Schöpfer gute Tage hat.... i de Schwiz esch guet Velo fahre

Alpenbrevet ... Gold .... Platin .... Falk Leidel.... Platinfalk. Von diesen Dingen hatte ich so hier und da mal etwas gehört, einen Gesprächsfetzen aufgefangen. So richtig ins Bewusstsein rückte mir diese Sause dann bei der Tour Transalp. Thomas hat mir davon erzählt und auch vom legendären Platinfalk. Aha. Das ist das also. Daher kommts. Sisste.... Nachdem ich also auf der abgespeckten Tour Transalp die Passgier entwickelt hatte, wollte ich das natürlich auch. Ganz hoch, ganz doll, ganz autsch!

Na jedenfalls gabs keine Startplätze mehr. Den Sommer über bin ich dann die ein oder andere Karambarunde mit Dr. Falk oder den Sonneberger Radcoreextremern gefahren und immer wieder aufs Alpenbrevet gestoßen, sodass ich dann mit etwas mehr Aktionismus doch noch einen Startplatz ergattert habe. Danke an Timo Giese an dieser Stelle!

In fast schon gewohnter Weise wurde also die Italienerin nochmal gepimpt und ein paar Kleinigkeiten ins Stangnermobil gegeben. Die Eisenbahn brachte mich dann nach Meiringen, wo Thomas und Silke auf einem wunderbar angelegtem Campingplatz so eine Art Zeltpalais aufgebaut hatten - mit Induktionsherd, Kühlschrank und Biertischgarnitur. Angemessen.

Das Wetter ist prima, die Einkurbelei am Freitag macht Lust auf ganz viel mehr. Die Landschaft ist unbegreiflich schön, die spitzen Felsformationen bilden einen atemberaubenden Kontrast zu den türkisblauen Seen, die wie Edelsteine dazwischen liegen. Frei nach Olaf Schubert befinden wir, dass der Schöpfer hier nen guten Tag gehabt hat.

An der Anmeldung trifft sich die Thüringer Radmackenelite. Ich habe mich auch mit Frau Kathrin Fuchs aus Kassel verabredet, eine Bergziege ohne Gleichen. Langsam kribbelts. Thomas will versuchen, im Zeitlimit für die Platinrunde zu bleiben und sich richtig zu schinden. Ich kann ja kein bisschen abschätzen, wie das zu schaffen ist und lass mich kurz ein wenig anstecken. Zum Glück ist tief in mir drinne dann doch sowas wie Vernunft, eigentlich weiß ich, dass es für mich nicht schaffbar ist.

Die Nacht ist kurz. Der Morgen bringt etwas Regen. Ein alter Bekannter, der zum Glück nur eine kurze Anstandsvisite macht heute. Dann rauschen wir los über das erste Hügelchen und in den ersten Pass. Ich erinnere mich noch daran, dass Demut gefordert ist bei langen Pässen und die lasse ich dann auch walten und kurbel gemächlich im Pulk den Grimselpass nach oben. Kathrin ist etwas vor mir, beschimpft aber trotzdem den Grimsel. Thomas ist irgendwo vor uns. Ich staune über sein Tempo und frage mich, ob ich einfach total lahm geworden bin. Mit Frau Fuchs läufts hingegen klasse, unsere Tempi sind recht ähnlich. Am Nufenenpass bin ich vor Ihr. Ich treffe den ein oder anderen Dresdner auf ein Schwätzchen und auf dem Pass oben doch tatsächlich einen Freund meines Onkels, der mich an meiner Stimme erkannt hat. Sagt er .... wahrscheinlich wars das breite Sächsisch.  Hier hinten in der Bummelzone ist es wirklich sehr freundlich und nett. So ne Art Radfreakbörse eben.

Danach, der Gotthard ist eine Unverschämtheit. Ein Mistding. Ich komme total fertig oben an, vielleicht hätte ich weniger fluchen sollen. Andererseits ist der Gotthard eine willkommene Projektionsfläche, wenn man überhaupt mal schimpfen will. Man findet dann auch genug Gleichgesinnte. Schon allein diese Unverschämtheit macht es wert, nächstes Jahr für die Platinrunde zu üben.

Die Verpflegung päppelt mich wieder auf für den letzten Kurbelpass – den Sustenpass. Im letzten Drittel kommt mir Silke entgegen. Sie holt Thomas ab. Der hat an den ersten beiden Pässen einfach überzogen. Krass. Ich hätte gar nicht gedacht, dass das bei ihm geht. Der Sustenpass macht eigentlich Spaß, die Hitze und die drei Schippen Sand vorher lassen die Schenkel allerdings schon brennen. Ich warte kurz auf Kathrin, wir rauschen etliche Kilometer fröhlich ins Tal. Abfahren fetzt auch ein. Definitiv. Für zwei so leichtgewichtige Mittelgebirgsschnecken sammeln wir auch ordentlich ein. Im letzten Gegenanstiegchen – es wird von uns als Anstieg eigentlich gar nicht mehr für voll genommen – erwischen uns doch noch 3 dicke Regentropfen. Der Blick zurück zum Sustenpass lässt uns ahnen, wieviel Spaß am "schönen Wetter" die Platinteufel haben werden. Gemeinsam rollern wir durchs Ziel. Es hat mal wieder richtig Spaß gemacht. Eine spitzenmäßige Quälsause wars sozusagen. Sitzen geht nicht mehr, reden auch nicht. Silke und Thomas erwarten mich auf dem Zeltplatz. Thomas gehts gut. Er hat´s eben wissen wollen und ist deswegen auch nicht enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Ich für meinen Teil will noch ganz viele Alpendinger fahren. Am besten jeden Tag.

Es waren wieder ein paar wunderbare Tage in wunderschöner Umgebung mit tollen Menschen. Ja. Das Leben meints gut mit mir. Hatter gut gemacht – der Schöpfer.


Eure Ricarda



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Steckbrief

Alpenbrevet 2017
26.08.2017
Meiringen, Schweiz
Goldtour mit 4 Pässen:
- Grimsel
- Nufenen
- Gotthard
- Susten
über 172 km, 5295 hm
2 Teilnehmer:
Ricarda und Thomas
1 Finisherin in 10:03:23 h
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