Spreewaldmarathon 2015 – immer wieder ein Erlebnis
Das Teilnehmerfeld aus Thüringen für den Saisonstart im Spreewald wird von Jahr zu Jahr größer. Diesmal waren wir zusammen mit den Arnstädtern schon 15 Radsportler, die über den Marathon oder eine kürzere Strecke an den Start gegangen waren.
Wie im Vorjahr gab es mit Clarissa und Schrö auch diesmal "greenhorns", die erstmalig auf die Marathondistanz gingen. Beide waren schrecklich aufgeregt und scheuten in der Vorbereitung weder Kosten noch Training. Diva Schrö packte extra den großen begehbaren Kleiderschrank für alle Eventualitäten ein, getreu dem Motto: Lieber hat als hätte…
Thomas als alter Hase erklärte sich bereit, die beiden mit breiter Brust und jeder Menge Erfahrung zu unterstützen.
Die anderen Irren mischten kräftig in der Spitzengruppe mit. Das etwas geringere Tempo als im Vorjahr knapp unter 40 km/h sorgte trotz Wind und unangenehmer Kühle für ein spektakuläres Ergebnis. Dank der Ansage beim Veranstalter war man in diesem Jahr auch schon auf die überpünktliche Zielankunft vorbereitet und hatte zumindest die letzten Startgruppen von der Schlossinsel in Lübben gejagt.
Die Gruppe um Thomas war auch sehr ordentlich unterwegs. Leider verlor Stefan bei der ersten Verpflegung den Anschluss und dann auch noch die Luft aus beiden Schläuchen. Weder die neue Luftpumpe noch der herbeigerufene Veranstalter waren in der Lage, ihm zu helfen und so musste er ziemlich frustriert den Traum vom ersten bewältigten Marathon an den Nagel hängen. Stefan, im nächsten Jahr bist Du dabei!
Umso mehr Glück hatte Clari. Hier ist ihr Bericht:
Nun war es endlich so weit, der Tag des Spreewaldradmarathons war gekommen. Nach effektiv 2 Wochen strukturiertem Training und gefühlten 4 Stunden Schlaf stand ich gegen 7.20 am Start. Mein Puls bewegte sich schon lange nicht mehr in Ruhemodus, die Uhr zeigte Werte zwischen 120 und 150, nur allein aus Aufregung und Nervosität. Zum Glück hatte sich Thomas noch kurzerhand dafür entschieden, mich auf dem Marathon über 203km zu begleiten, da leider alle anderen, die mit mir durch den Spreewald düsen wollten, plötzlich verhindert waren. Dieses Wissen beruhigte mich etwas, nur den Puls konnte es trotz allem nicht drücken.
7.30, der Startschuss fiel, die Aufregung stieg noch ein wenig mehr, doch ich konzentrierte mich erst einmal darauf, aus dem engen Startbereich zu gelangen. Gefühlte 10 Minuten dauerte es bis man endlich auch den zweiten Fuß in die Pedale zum Klicken brachte.
Jetzt ging es richtig los und es gab kein zurück mehr. Es dauerte einen Moment, bis Thomas und ich uns in dem Gewusel an Fahrradverrückten wiederfanden, doch kaum gefunden, traten wir in die Pedale, und die Suche nach einer geeigneten Gruppe begann. Auf dem Weg trafen wir auf Schrö, der sich auch auf seine Jungfernfahrt auf Marathondistanz begab. Eine Weile fuhren wir auch zusammen. Es rollte sehr gut, sodass wir uns entschieden, den ersten Verpflegungspunkt auszulassen und weiterzufahren. Doch leider verloren wir dort den Kontakt zu Stefan. Wir strampelten weiter zum zweiten Verpflegungspunkt, an dem wir kurz hielten. Es wurde sehr schnell frisch, sodass wir zügig weiterfuhren. Die Suche nach einer geeigneten Truppe begann auf ein Neues. Meine Konzentration lag stets auf dem Hinterrad von Thomas und plötzlich passierte es. Bei ungefähr Kilometer 90 stürzte ich. Kurz dachte ich, jetzt ist es vorbei mit dem Marathon. Ich kuschelte mit dem Boden, das Atmen fiel mir schwer, der Ellenbogen war durch die Armlinge aufgeschürft. Nach kurzer Verschnaufpause rappelte ich mich auf und inspizierte erst einmal mich. Zum Glück nichts gebrochen! Das Rad war auch kein Schrotthaufen. Das Schaltauge war verbogen und das Hinterrad eierte, aber es waren keine K.O.-Kriterien. Also trank und aß ich etwas und schwang mich wieder auf meinen Alu-Carbon-Esel. Da das Schalten nicht mehr ordentlich möglich war, rollte ich mit einem Gang weiter, stets Thomas an meiner Seite. Er erzählte mir Geschichten über seine Sportverletzungen und lenkte mich schön damit ab.
Wir gelangten zum nächsten Haltepunkt, an dem es die typische Spreewaldspezialität Plinse gab.
Mit aufgefüllten Flaschen, einer Pinkelpause und etwas Dehnung der betroffenen Stellen pedalierten wir weiter. Die Beine drehten sich noch sehr gut, nur merkte ich bei Kilometer 130, dass es allgemein etwas anstrengend wurde. Also gab Thomas den wohlwollenden Befehl, alle 20 Minuten einen großen Schluck aus der Gelflasche zu nehmen und dazu reichlich zu trinken. Da ich genau diesen Tipp beherzigte, lief es weiter rund.
Meine Pulsuhr und mein Tacho fielen ja bei dem Sturz aus, so fuhr ich "blind" und musste Thomas ab und zu ganz lieb bitten, mir den Kilometerstand zu verraten. Erst war er dagegen, aber da mit jeder Ansage der sinkenden Kilometerzahl meine Motivation stieg, gab er nach. Mit dem Blick auf der Uhr zeichnete sich für mich die Möglichkeit ab, dass ich es ja sogar unter der gewünschten Zeit von 8-9 Stunden schaffen könnte. Mein neues Ziel stand also fest! Gegen 15 Uhr wollte ich das Ziel erreichen! Ich meinte dann noch, am besten es steht noch eine 14 davor. Also war der Plan, spätestens um 14:59:59 das Ziel erreicht zu haben. Mir ging es relativ gut und auch Thomas bekam wieder ein gutes Gefühl beim Fahren mit mir! Wir trafen noch auf ein paar Leute, die sich bei ungefähr Kilometer 140/150 anschlossen. Es war sehr schön, man konnte sich gut unterhalten, etwas ablenken vom reinen Fahren und dem Sturz. Auch wechselte man sich in der Führungsarbeit im Wind ab.
An der vorletzten Verpflegungsstelle bat ich noch einmal um einen kurzen Halt. Mein Plan sah dann so aus, danach nochmal durchzustarten und die letzten 50 km runterzuspulen. Thomas` Gesichtsausdruck entspannte sich nach und nach, ich würde sagen, es zeigte ein Lächeln. Auch er war zuversichtlich, die tour in einer guten Zeit zu schaffen.
Die Kilometer flogen allmählich dahin, es kam noch eine Streckenführung, auf der wir auf die anderen Teilnehmern der kürzeren Strecken trafen und ich etwas Bammel hatte, wieder zu stürzen, aber auch diese konnten wir meistern!
Kurz vor dem Ziel, knapp 2 km waren noch zu fahren, zog Thomas mit dem Tempo nochmal an. Ich riss leider ab und kam nicht mehr ans Hinterrad. Urplötzlich merkte ich eine Hand auf meinem Rücken, die mich schneller machte und ein Stück mitschob. Ein netter Radfahrer hatte meine Situation erkannt und fand es schade, mich dort abreißen zu sehen. Dann gab er mir noch einen kleinen Schups und mit genügend Schwung war ich wieder an der richtigen Position. Das Ziel war zum Greifen nahe, nur noch über die Brücke, durch die Menschenmenge und da war es, das Ziel!
Und es war 14:45 Uhr! Überglücklich rollten wir ein!
Wir suchten die anderen, nur war keiner am Platz, da sie überhaupt nicht damit gerechnet hatten, dass wir schon so früh zurück sind!
Die reine Fahrzeit waren gerade mal 6 Stunden und 59 Minuten auf 203 km! Unter 7 Stunden!
HERVORRAGEND war das Wort des Tages und ich war überglücklich, meine goldene Gurke in der Hand zu halten! Ich hatte es vollbracht!
Die Gruppe rund um Philipp absolvierte 110 km. Als 4er Team mit Daniela, Esther, Silke und Philipp in den Vereinsfarben sorgten wir mit einem sehr homogenen Tempo und der Klasse Führungsarbeit durch Philipp ständig für neue begeisterte Mitfahrer. Die Männer unter ihnen wurden nach vorn dirigiert, um Philipp bei der Führung zu unterstützen. Die Gruppe wollte im einem Tempo von ca. 27 km/h unterwegs sein, bis Burg waren es jedoch stets 30 km/h, so gut lief es, und das trotz der Kälte und des wirklich unangenehmen Windes. Der kleine Anstieg bei Raddusch, den wir Thüringer nicht wirklich als Hügel bezeichnen würden, ließen Silke dann doch abreißen, aber Philipp war zur Stelle und führte sie sicher ins Ziel. Ester und Dani waren tatsächlich mit 30 km/h durchgefahren! Klasse Leistung, Mädels und Glückwunsch an Esther, die ihren ersten Hunderter absolviert hatte!
Dani konnte den Hals nicht voll kriegen und startete gleich noch am Sonntag in Burg über den 10-km-Lauf. Hier sind ihre Eindrücke:
Am Sonntag, dem 19.4.15, war es nun soweit. Nachdem ich am Tag zuvor 110 km in Lübben auf dem Rad hinter mich gebracht hatte, stand nun noch das 10 km Läufchen in Burg im Spreewald an. Dieses Jahr habe ich unseren Verein allein vertreten, nachdem Mathias kurz vorher verletztungsbedingt ausscheiden musste. Aber meine Mutti war als Motivator und zur allgemeinen Unterstützung dabei.
In Burg angekommen, war es noch ein Stück zu laufen, bis wir den Start- und Zielbereich sehen konnten. Aber bei wunderbarem Wetter sind wir mit vielen anderen Laufwilligen durch Burg spaziert. Nachdem ich meine Startunterlagen geholt und die Nummer am neuen topdev Laufshirt angebracht hatte, war die Zeit nicht mehr lang bis zum Start um 10.30 Uhr. Wie Thomas mir einen Tag vorher empfohlen hatte, (er konnte mir seine Erfahrungen weitergeben, da er im Spreewald schon mal das volle Programm absolviert hat, das heißt Samstag in Lübben 200 km Rad gefahren und am Tag danach in Burg noch einen Marathon dran gehängt hat) habe ich mich gut warm gemacht und eingelaufen. Dann ging es auch schon los und ich mitten drin in dem Läuferpulk. Die ersten 1-2 Kilometer musste ich ganz schön aufpassen und mich konzentrieren, da viele Läufer am Start waren, mal hieß es schnell antreten, um jemanden zu überholen oder Tempo rausnehmen damit ich niemandem in die Hacken trete. Aber so bei Kilometer drei entspannte es sich etwas und ich hatte meinen Platz gefunden und lief durch die schöne Landschaft inmitten von vielen Hobbysportlern. Schön war auch, dass ich einen kurzen "Schwatz" mit einem Thüringer Läufer halten konnte, den ich an seinem Rennsteig-Shirt erkannte und bei dem sich raus stellte, dass er aus Königsee kommt und auch in diesem Jahr den Rennsteig Marathon bestreitet. Wir liefen bis ca. Kilometer 5 gemeinsam, dann trennten sich unsere Wege, da er den Halbmarathon lief und ich mich glücklicherweise "nur" für die 10 km entschieden hatte. Ab Kilometer 5 ging es nämlich wirklich schwer, die Beine schmerzten, die Herzfrequenz fühlte sich echt hoch an und ich mich nicht mehr wirklich gut. Aber Kilometer um Kilometer kämpfte ich mich voran, immer die Zielzeit von 55 Minuten vor Augen. Und endlich lag der letzte Kilometer vor mir und ich versuchte noch mal alles aus mir rauszuholen. Auf den letzten Metern zeigte mir mein Körper die Grenze, mehr ging dann wirklich nicht. Ein Schielen auf die Uhr zeigte mir eine Zeit von 55,36 min und glücklich taumelte ich im Zielbereich umher und holte mir meine redlich verdiente Gurke.
Nachdem mich meine gratulierende Mutti empfangen und ich mich umgezogen hatte, genossen wir noch etwas die Stimmung, versorgten uns mit den leckeren Spreewald-Gurken und machten uns dann auf den Heimweg.
Das Event im Spreewald steht auch nächstes Jahr wieder auf meinem Plan, allerdings werde ich nur beim Radfahren etwas "drauf" legen;-)
Eure Daniela
Na Klasse, Dani, da hast Du Deine Vorjahreszeit echt deutlich verbessert.