Alpenbrevet

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Eigentlich ist der Ötztaler flach...

Eindrücke von Falk Mörl:

Der Alpen Brevet war Sonnig und für mich Golden. Dazu müssen mehrere Dinge angemerkt werden: Sonnig ist beim Alpen Brevet nicht einfach, in der Tat besteht eine Regen/Sonne Quote von etwa 9/1, also einen Alpen Brevet bei Sonnenschein zu fahren ist etwas Besonderes. Insofern hatte ich mit Regen und Alpen Brevet noch eine kleine Rechnung offen, da ich vor fünf Jahren schon einmal startete, aber aufgrund eines verlorenen Handschuhs, Regen, Nebel und Vernunft mir die Talfahrt vom Susten schenkte. Damals hinderte ein Erdrutsch die herkömmliche Runde, so dass es gleich auf den Susten ging, dann auf den Gotthard nach Airolo und zurück. Die Aussicht bei 13°C klatschnass vom Susten ins Ziel zu rollen, wohl ziemlich lange wegen des Nebels und dann zurück nach oben mit dem Auto zum Steingletscher ins Hotel, nee, das war sinnlos.

Aber nun dieser Alpen Brevet: 5000 hm komprimiert auf 141 km, dann steht man auf dem Susten und fährt bis auf die Husche an der Aaresschlucht nur noch bergab, das ist echt Hardcore. Hier lernt man seine Grenzen kennen. In der Regel wird man überholt und sieht die Überholer nie wieder, diejenigen, die man überholen kann, sieht man auch nie wieder. Beim Alpen Brevet ist das anders. Man macht eine Pause und wird überholt, nur um drei Kehren weiter oben genau diejenigen zu treffen, von denen man überholt wurde. Dieses Spiel geht so den ganzen Tag. Und das ging so:

Unten in Meiringen fand ich Carsten, Falk und Thomas und gesellte mich zu ihnen, schön, dass so was mal klappte. Dann ging es auch schon los, Aaresschlucht und dann in den Grimsel. Zu dem ist nur zu sagen: Das muss man gesehen haben, da ist so viel atemberaubende Alpenlandschaft, das ist schwer beeindruckend. Und der Platin-Falk machte aus der Auffahrt eine Touristen-Fahrt: Da steht er doch tatsächlich auf einem Parkplatz und macht Bilder...

Dann kam der Nufenen und ich wusste nicht, was mich da erwartete. Das Spiel mit den Pausen begann. Unten "rollt" die Nufenen-Straße ganz gut, es standen immer mehr als 10 km/h auf dem Tacho. Irgenwann ging das nicht mehr. Meine Uhr zeigte mir 11 bis 12% Steigung an. Dauerhaft. Auf etwa 5 km. Verdammt. Landschaft interessierte mich plötzlich weniger. Also pausiert, Riegel gegessen, Radfahrer und Landschaft geguckt und irgendwann war ich oben an der Verpflegung. Der Nufenen ist echt schwer!

So, dann runter nach Airolo, eine lange Abfahrt. Unten noch ein Schwätzchen mit Markus gemacht, der mich beruhigte, dass der Gotthard mit der Tremola nicht so schwer ist. Hm, vor fünf Jahren war das nicht der Fall, so dass ich einigen Respekt hatte. Am Ausgang der Verpflegung teilt sich die Strecke, Gold links, Platin rechts. Da hat man etwa 80 km auf dem Tacho und knapp 2800 hm. Wer da rechts abbiegt, fährt also noch mal 200 km durch die Alpen. Wer das vor dem Besenwagen schafft, ist ein echter Radheld.

Aber ich bin ja Goldig, also die Tremola, eine Pflasterstraße. In der Tat rollte sie diesmal besser. Unten gab es noch genügend Asphalt, so dass die 7 bis 8% flüssig unter den schmalen Reifen dahin zischten. Ab und an kam das Pflaster (Mal ehrlich, solch eine Pflasterstraße ist in Deutschland nicht denkbar, schönes kleines Pflaster, mancher Asphalt hier in EF ist ruppiger, und die Tremola ist uralt.) und ich rollte eben drüber, immer wieder unterbrochen von Asphalt. Dann war es nur noch Pflaster. Die Geschwindigkeit knapperte an der 10 km/h Marke, aber es ging. Oben traf ich wieder Markus, der recht entspannt aussah. Beim Weiterfahren, eigentlich beim Aufsteigen: Krampf im Gluteus Medius, links, das hatte ich noch nie. Das war etwas hinderlich, immerhin konnte ich jetzt nicht mit Kraft treten und sitzen konnte ich auch nicht. - In Andermatt an der Verpflegung machte ich ausgiebig Pause, dehnte den Arsch, trank und entledigte mich des Unterhemdes. Dann wieder drauf auf den Bock, noch eine Baustellen-Abfahrt, dann kam der Susten...

Meine Susten-Auffahrten haben die Quote (jaja, ich rechne gern) von 3/2 zwischen Grenze-Kennen-Lernen zu Super-Auffahrt. Es war meine fünfte Auffahrt und ich lernte wieder neue Grenzen kennen: In der vorigen Abfahrt rollte mich Carsten auf, da ich wegen des Popo-Problems etwas ruhiger fuhr, was auch gut war, weil der Krampf dann einfach weg war. Unten lief alles prima, bei um 7% rollte ich mit bis zu 17 km/h dahin. Der Susten ist zwar lang, aber die 7% sind ziemlich gleichmäßig immer da, eigentlich ein sehr angenehm zu fahrender Pass für einen Brocken wie mich. Aber da war ja was mit Sonne. Der Susten von Wassen ist ein Südhang. Angeblich waren es gegen 3 Uhr dort 42°C, angefühlt hat es sich wie 50°C. Plötzlich fiel die Reisegeschwindigkeit wieder auf um oder meist unter 10 km/h. Ja wieso denn? Da war eine Quelle, um die sich eine handvoll Radfahrer tummelte. Die sahen glücklich aus. Hm, dachte ich, die nächste Quelle wird angefahren. Da kam aber keine Quelle. Dann dort links eine Einfahrt. Da standen auch Radfahrer, sahen aber nicht glücklich aus. Ich hielt trotzdem an, quälte mir ein Gel rein und da kam auch schon Carsten. Der sah auch nicht glücklich aus, sondern sagte, sinngemäß, es sei sauhart. Ich war voll einverstanden. Dann weiter. Da standen links Bäume. Im Schatten rechts am Straßenrand lehnten Radfahrer am Felsen. Da war ein Bach. Eine Horde Radfahrer drum herum. Dann kamen die Galerien. Da gab es SCHATTEN! - und natürlich stehende Radfahrer. Bei einer nächsten Galerie tat ich es auch, noch eine Pause. Den vorletzten meiner Riegel bekam ich nicht runter. Links und rechts neben mir vergleichbare Trauerspiele. Ich dachte mir, wenn ich da oben bin und irgendwann im Ziel, ich fahre heute keinen Meter mehr bergauf. Dann kam Carsten und ich zuckelte weiter. 2 km vor Passhöhe gibt es ein Cafe, eher für Töf-Fahrer gedacht, aber das Ding war belegt von Radfahrern. Eigentlich standen die Radfahrer überall, manche schoben auch, ich weiß gar nicht, wer überhaupt noch fuhr. Es kam noch eine dritte Pause. Dann war ich endlich oben, ein leichter Wind kühlte und die Kraft kam auch schnell zurück, das hätte ich nicht erwartet.

Dann die letzte Abfahrt. Ein atemberaubender Blick auf den Steingletscher. Das Hotel war ja nur 1 km unterhalb des Passes, vor fünf Jahren durch den Nebel kam es mir vor wie 10 km. Der Hügel an der Aareschlucht ging fast von allein. Dann war ich auch schon im Ziel.

Und die Heimfahrt habe ich auch noch geschafft (selbstverständlich mit Pause :-)).

Euer Falk

Wir gratulieren allen 4 Startern zu dieser Super-Leistung, jedoch insbesondere unserem Platin-Falk, dessen an einem Tag absolvierte Höhenmeter in die Analen der Vereinsgeschichte eingehen werden.

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Steckbrief

Alpenbrevet
Meiringen, Schweiz
29.08.2015
1 Teilnehmer auf Platintour über 276 km
3 Teilnehmer auf Goldtour über 172 km
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