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Fichkona - 229km in 24h - Der Wahnsinnsritt vom Berg zum Meer

 Am Anfang war es eine fixe Idee, sich für die Fichkona 2018 einzuschreiben.

Und jetzt tut mir der Hintern weh. ;-)

Begonnen hat die Story um die Fichkona 2018 mit den üblichen Recherchen zu möglichen Herausforderungen der kommenden Saison im Spätsommer  2017. Ich konnte mich erinnern, dass mein Bruder mich vor einigen Jahren aus dem Urlaub auf Rügen anrief und beschrieb, wie einige Radfahrer auf dem Campingplatz eintrafen und eine unvorstellbare Strecke in einer noch unvorstellbareren Zeit gefahren sind. Die näheren Beschreibungen zum Aussehen der Radler lasse ich jetzt hier besser weg.

Auf jeden Fall hat mich dies nie ganz losgelassen und mein Interesse daran war geweckt. Als nun auch noch Thomas davon erzählte, sich in die Bewerberliste der Fichkona einzutragen, war schnell klar, dass ich es ihm gleich tun musste. Schnell waren auch Bernd Hitzschke und Christian Huth von der Teilnahme an der Fichkona begeistert und taten es uns gleich.

Als nun Anfang des Jahres auch noch das Losglück alle berücksichtigt hatte, war die Euphorie über das bevorstehende Projekt riesig. Also hieß es km sammeln, was mir recht gut gelang.

Lange Rede kurzer Sinn. Dank Silkes hervorragender Reisevorbereitung sind wir nun am Vortag der großen Tour gemeinsam zum Fichtelberg gefahren und konnten dort bei allerbestem Wetter den höchsten Punkt der neuen Bundesländer genießen. Alleine das war schon traumhaft. Am nächsten Morgen sind wir alle gemeinsam im „das Guck“ sehr nett befrühstückt worden, stimmt`s Bernd?, und konnten direkt im Anschluss unsere Starterbeutel abholen. Also rauf aufs Zimmer, die Start-Nummer ans Arbeitsgerät und alles für unterwegs in den großen orangenen Sack. Schnell noch das kurze Trikot überstülpen und schon ging es auf dem Vorplatz des Hotels zur Sache. Annähernd 190 durchgeknallte Radler und Radlerinnen ergaben ein buntes Treiben und mittendrin wir. Kurz vor 10 Uhr wurde dann eindrucksvoll die Friedensglocke geläutet und kurz darauf fuhr auch schon die 1. Gruppe mit Begleitfahrzeugen unter dem Startbanner los. Wenige Minuten später wurde es für uns ernst. Aufstellung in der 1. Reihe, ein paar Fotos und Glückwünsche, noch schnell die zerdrückte Banane aus dem Trikot entsorgen und schon lief der Countdown für Gruppe 2. Die ersten km waren lediglich für die Bremsbeläge anstrengend, es ging lang bergab und das Führungsfahrzeug bremste die Truppe erfolgreich ein. Es dauerte einige Zeit, bis die Gruppe einigermaßen gleichmäßiges Tempo fuhr und der Tipp, sich weit vorn im Feld zu bewegen, war sicher Gold wert.

Ziemlich schnell wurde uns klar, dass nicht nur Zeit und Distanz eine Herausforderung darstellten, sondern auch die immer weiter steigenden Temperaturen. Bis zu 37°C im Schatten sorgten für mächtig Durst und immer mehr Teilnehmer hatten arge Probleme damit. Als dann auch noch die Wasservorräte in den Versorgungsfahrzeugen zur Neige gingen, sprangen schnell die privaten Begleitwohnmobile in die Versorgung ein und füllten die Flaschen aller Fahrer auf. Danke hierfür.

 

So verging Stunde um Stunde und dank netter Gespräche unter allen Teilnehmern empfand ich dies auch nicht langweilig. Das Tempo war moderat und nicht erschöpfend. Durch eine kleine Unaufmerksamkeit von mir hing ich mich kurz vor der ersten großen Verpflegungspause am Hinterrad meiner Vorderfrau auf und stürzte, was zum Glück ohne weitere Folgen blieb.  Alle knapp 100 km gab es eine große Verpflegung, bei der kaum ein Wunsch unbefriedigt blieb. Die Abfahrtzeiten wurden durch die Crew immer wieder lautstark kundgetan und so ging es auf den nächsten Abschnitt. In der Abenddämmerung kam dann Thomas zu mir herangefahren und informierte mich über seinen geplanten Ausstieg aus der Tour. Er hatte eine Erkältung nicht ausreichend auskuriert und die Hitze des Tages zehrte zu sehr an seiner Energie. Er fuhr noch einige km im Peloton mit, um in einem günstigen Moment ins Abschlussfahrzeug einzusteigen. Von hier aus konnte er Silke, die gerade im Hotel auf Rügen angekommen war, zurückbeordern, um ihn in der Nähe von Oranienburg abzuholen und erneut die Fahrt nach Rügen anzutreten.

 

Vor Potsdam wurden dann, wohl auch um die anwesenden Polizisten zu beeindrucken, die Beleuchtung an den Rädern montiert und der ein oder andere wechselte auch auf längere Klamotten. Durch Potsdam begleiteten uns nun nicht mehr nur die 3 bekannten gelb blinkenden Fahrzeuge der Crew, sondern auch noch 3 blau blitzende Polizei-Motorräder, um allen anderen Verkehrsteilnehmern klar zu machen, das wir auch an roten Ampeln nicht stoppen werden. Mann, war ich wichtig…… Gleichzeitig ging zur Krönung auch noch die Sonne hinter den Prachtbauten der Stadt unter und vor den Kneipen wurde gefeiert und getanzt.

 

Aus der großen Stadt heraus wurde es zunehmend dunkler und nur noch die Radbeleuchtung erhellte die Straßen. In einem Waldstück wurden wir dann vom Wildwechsel  überrascht und eine Fahrerin und ein Fahrer mussten schwer verletzt auf den Rettungsdienst warten. Sie wurden einfach von einem Reh umgerannt. In der Wartezeit kümmerten sich die Mücken des Waldes rührend um alle anderen Fahrer und hatten wahrscheinlich das Festmahl ihres Lebens. Wenige Minuten nach der Weiterfahrt erwischte es den nächsten Fahrer, der sich durch ein Wildschwein erschreckte und dadurch zu Fall kam. Auch für ihn kam eine Weiterfahrt leider nicht mehr in Frage. Das alles führte zu einer ziemlich bedrückten Stimmung unter allen Fahrern und Fahrerinnen. Um sich vor erneutem Wildwechsel zu schützen, wurde das Tempo reduziert, die Abstände vergrößert und vor allem waren wir danach einfach laut im Wald.

 

So langsam begann die Morgendämmerung und die Temperaturen wurden einstellig. Leider hatte ich das Pech, das bei km 475 neben mir ein Fahrer stürzte und mir dabei das Schaltauge abriss. So ein Ärger. Wir standen eine Weile dort, da sich eine Fahrerin durch den Sturz verletzt hatte und erstversorgt werden musste. Mein großes Glück war die Bereitschaft eines bereits ausgestiegenen Fahrers, mir sein Rad für die restlichen 150 km zur Verfügung zu stellen. Einen Wahnsinns Dank an #38.

 

Schnell hatte ich mich mit dem neuen Rad vertraut gemacht und konnte mit gutem Gefühl die letzten Etappen antreten. Gegen 8:30 Uhr befuhren wir denn endlich den Rügen-Damm und waren dem Ziel nur noch 2 Stunden entfernt. Die Fahrt über die Insel zog sich noch einmal ziemlich in die Länge und die kurze Pause an der Wittower Fähre tat recht gut. Kurz vor dem Leuchtturm sammelten sich dann alle topdev´er  für eine gemeinsame Ankunft unter dem Zielbanner. Silke und Thomas nahmen uns gebührend in Empfang.

Ein unbeschreibliches Gefühl, diese Distanz gemeistert zu haben und dieses Erlebnis mit guten Freunden teilen zu können! Das gemeinsame Weizen am Leuchtturm war, glaube ich, das beste Getränk des Jahres. Danke an Bernd, an Christian an Thomas und vor allem auch an Silke.

 

Es war dann abschließend ein unglaublich schönes Gefühl, die müden Glieder am Ostseestrand in Juliusruh auszustrecken und den geschundenen Körper in die Fluten der Ostsee zu stürzen. Denn zum Baden waren wir ja die lange Strecke gefahren😊.

 

Euer Falk

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Steckbrief

Fichkona
09. und 10.06.2018
Vom Fichtelberg zum Kap Arkona, Deutschland
4 Teilnehmer des Vereins
Davon 3 Finisher
Dirk Clemens
in Gruppe 1

Zeit: unter 19 h
Falk Leidel

Bernd Hitzschke

in Gruppe 2
Zeit: unter 25 h
Dazu gratulieren wir sehr herzlich!

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